Döner Export
Wer in Berlin lebt, kommt trotz allgemeiner Großartigkeit um den speziellen Eindruck nicht herum: Diese Stadt kann gar nichts. Das aber umso mehr.
Nicht ausreichend Verwaltungsfachbürokrat:innen für alle Fachverwaltungsbüros einstellen, damit das Beantragen von Pass, Kindergeld oder Sozialhilfe schneller zu absorvieren ist als Binge-Watching des Gesamtwerks Lindenstraße seit Ausstrahlungsbeginn.
Nicht genug Plätze an Schulen schaffen (Ups, Kinder in Prenzlauer Berg? Wer hätte das gedacht?). Nicht die benötigten Lehrer:innen anwerben. Nicht verhindern, dass jeder Gang aufs Schul-Klo zur Dschungel-Prüfung wird.
Keine Radwege. Keine Zebrastreifen. Kein Update der Verwaltungs-Rechner auf Windows10. (Windows! 10! 2020!)
Sogar das Einsammeln von Müll in Parks müssen Tourist:innen übernehmen. (Wobei die Tom-Sawyer-Haftigkeit dieser Aktion schon wieder Respekt verdient.)
Und ja, nein, das mit dem Flughafen, das ist auch ein Problem.
Und doch gibt es etwas, das Berlin offensichtlich so gut beherrscht, dass Städte in aller Welt es zum Goldstandard erhoben und als Qualitätsprädikat adaptiert haben: den Döner, Vorname Berlin.
Man schätzt ihn in Danzig.
In Wien.
In Brooklyn, New York.
Und daher selbstredend auch auf Manhattan. Denn was Brooklyn hat, hatte Manhattan schon lange, aus Prinzip.
In London.
(Moooment! Da steht German Doner Kebap! Doch keine Sorge, kurz ranzoomen, da ist Berlin.)
Und sogar dort, wan man Berlin besonders gering schätzt: In Görlitz, Sachsen, Osteuroparandgebiet.
Berlin kann gar nichts. Außer Döner. Sowie (nochmal New York):
Fleisch zweifelhaften Ursprungs, zur Unkenntlichkeit bewürzt und besauct in Brot serviert, ist einfach des Berliners Ding.
(Fotos: Juliane Wiedemeier)
Urbanes andernorts
Apropos Berliner Fähigkeiten: Verkehrswende bedeutet hier nicht nur, sich die IAA ins Haus holen zu wollen, sondern auch, den beliebten Sammeltaxi-Dienst Berlkönig statt auszuweiten eher einzustellen (Tagesspiegel).
Mieten? Wetter? E-Roller! War zumindest bei mir 2019 der Smalltalk-Evergreen. Wie es 2020 für diese vielleicht doch nicht Zukunft der Mobilität in Städten weitergehen könnte, meint das City Lab vorherzusehen.
Wer noch nicht bewundert hat, wie Künstler Simon Weckert mit einem Wägelchen voller Smartphones Google Maps in die Stau-Knie zwingt, bitte nachholen (Youtube).
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