Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Newsletter!
Manchmal braucht man jemanden, der schuld ist. In diesem Fall möchte ich behaupten: Es ist diese Brücke.
Die Williamsburg Bridge ist eine dieser New Yorker Brücken, die alt und ächzend und völlig überdimensioniert wirkt im Vergleich zu allem, was man heute bauen würden. Irgendwo im mittlereren Westen muss sie, zumindest gefühlt, Anlauf nehmen, nur um den Bogen von Manhattan nach Brooklyn zu schlagen, und wer sie zu Fuß überquert, sollte in den kommenden 20 Minuten nichts Wichtiges mitzuteilen haben. Denn für tiefgründige Gespräche ist es dort oben viel zu laut, dank Autos und U-Bahnen und Eigengeschepper, das die Brücke selbst beizutragen weiß. Hinzu kommt als mittelmäßig vertrauensbildende Maßnahme eine permanente Vibration.
Für alle, die in ihrer Freizeit gerne zu Vogelgezwitscher Bäume umarmen, ist diese Brücke der absolute Großstadt-Alptraum.
Zu diesen Menschen gehöre ich nicht.
Ich liebe Städte, und in Deutschlands größter zu wohnen reicht mir nicht aus. Wie und wann es geht, bereise ich welche, um dort stundenlang Asphalt zu belatschen, alte Sozialwohnungsbauburgen und neue Fahrradwege zu besichtigen, die Beleuchtung von Avocado-Toast-Hotspots zu vergleichen (Spoiler: Edison Bulbs, es sind immer Edison Bulbs) und nebenbei das lustige, soziale Wesen Mensch zu beobachen. Ich mag den Lärm, ich mag das Gewusel und ja, die Luft könnte ein wenig besser sein, aber indem ich (s. oben) latsche, trage ich einen kleinen Teil dazu bei, dass diese besser wird, und noch bin ich guter Dinge, dass andere Städter es zunehmend ebenso handhaben.
Dass es so ist, wie es ist, weiß ich schon eine Weile. Vor ein paar Jahren habe ich daher angefangen, über Städte zu bloggen, aber so richtig glücklich bin ich mit dem Ergebnis nie gewesen. Dabei mag ich Schreiben und Städte, und um auf die Brücke zurück zu kommen: Als ich im vergangenen Herbst halb taub und gut durchgerüttelt aber gerade davon völlig geflasht auf ihr stand, dachte ich, dass ich einen neuen Anlauf starten sollte, beides zusammenzubringen. Ein wenig hat es gedauert, aber hier ist nun der Newsletter, den ich ab sofort regelmäßig schreiben möchte.
Worüber genau? Über was mit Städten. Der Rest wird sich ergeben. So gehört sich das schließlich bei einem gesunden Stadtwachstum. Der Marktplatz als Treffpunkt, um kurz im Bild zu bleiben, steht hiermit zum Mitverfolgen und Abonnieren bereit. Was in den Vororten abgeht, werden wir dann schon sehen.